Melitta Bentz: 150 Jahre Inventor’s Heart

Am 31. Januar 2023 wäre Melitta Bentz 150 Jahre alt geworden. Sie hat 1908 den Kaffeefilter erfunden und so den Grundstein für die heutige Melitta Gruppe gelegt. Doch was für ein Mensch war Melitta Bentz? Und was zeichnete sie aus?

Melitta Bentz war eine aussergewöhnliche Frau. Sie war geprägt von enormem Engagement und Durchsetzungsvermögen. Ihre Willensstärke und Hartnäckigkeit, kombiniert mit hoher Kreativität und visionärem Denken zeichneten sie aus. Und: Sie hatte nicht nur einen untrüglichen Sinn für das Geschäftliche, sondern auch ein grosses Herz für ihre Mitmenschen.

Wenn sie eine Idee entwickelte und von dieser überzeugt war, setzte sie sich vollkommen für die Verwirklichung dieser Idee ein. Dies galt nicht nur für ihre Erfindungen, sondern auch für Herstellungs- und Vermarktungsprozesse sowie für soziale und gesellschaftliche Projekte.

Mit ihrem Ideenreichtum, ihrem Mut und ihrem Durchsetzungsvermögen war sie nicht nur eine erfolgreiche Erfinderin und Unternehmerin. Sie war auch eine Pionierin ihrer Zeit. Sie verknüpfte ihre Rolle als dreifache Mutter und Hausfrau mit der einer erfolgreichen Geschäftsfrau – und dient daher bis heute als Vorbild für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Ihrer Zeit voraus

Der Wunsch, Bestehendes zu hinterfragen und Neues zu schaffen, hat Melitta Bentz ihr ganzes Leben lang begleitet und geprägt. Dies zeigt sich an ihrer ersten und wichtigsten Erfindung: Sie liebte Kaffee, doch wie viele andere störte sie sich am Kaffeesatz in der Tasse und am bitteren Geschmack. Was damals die meisten Menschen als unvermeidlich hinnahmen, löste bei Melitta Bentz Ehrgeiz und Tatendrang aus. Sie analysierte Möglichkeiten der Filterung und kam schliesslich darauf, den Kaffee durch einen Messingbecher mit einem Blatt Löschpapier laufen zu lassen. Aus dieser einfachen, aber genialen Idee entstand der erste Kaffeefilter aus Papier, der den Genuss von Kaffee rund um die Welt revolutionieren sollte.

Gemeinsam mit ihrem Mann Hugo Bentz meldete sie in den kommenden Jahren eine ganze Reihe von Patenten an. Sie entwickelte neben Kaffeefilter-Varianten auch Ideen für Sparbüchsen, für Rasierapparate, für Konservengläser, für Fruchtsaftfilter und für vieles mehr. Ihr Interesse an neuen Techniken und Verfahren zeigte sich darüber hinaus in der Vermarktung und in der Herstellung der Produkte: So setzte sie beispielsweise früh auf die Kraft der Marke, meldete Warenzeichen an und führte Schriftzeichen, ein Logo und weitere Wiedererkennungsmerkmale ein. Auch ihre hohe Flexibilität während des Ersten Weltkriegs zeugt von ihrer Innovationsfähigkeit: Als die Einfuhr von Kaffee verboten wurde, stellte Melitta Bentz die Produktion für einige Jahre auf die Herstellung von Kartons um.

Ideen verwirklichen

Hohe Kreativität und gute Ideen zu haben, ist das eine. Sie zu nutzen, umzusetzen und zum Erfolg zu führen, das andere. Melitta Bentz setzte ihre Erfindungen und Ideen mit grosser Leidenschaft und einer angemessenen Portion Pragmatismus durch. Dabei verlor sie nie das Ziel aus den Augen und setze dieses auch gegen grosse Widerstände durch.

Denn mit Widerständen hatte sie als Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer wieder zu kämpfen. Eine Frau als Erfinderin und Unternehmerin entsprach nicht der traditionellen Rolle, die Gesetz und Gesellschaft der damaligen Zeit einer Frau zusprachen. Hinzu kam: Das Ehepaar Bentz war weder reich noch konnten sie auf ein grösseres Vermögen zurückgreifen. Melitta Bentz war die Tochter eines
Verlagsbuchhändlers, ihr Mann war Abteilungsleiter in einem Kaufhaus. Der Kassenbestand des jungen Unternehmens betrug zur Gründung gerade einmal 72 Reichspfennig.

Grosser Einsatz führt zum Erfolg

Sparsamkeit war bei der Familie Bentz daher eine aus der Not geborene Tugend. Und so erledigte das Ehepaar in den Anfangsjahren der Firma „M. Bentz“ fast alles selbst. Über Jahre hinweg wurden die Filter in Handarbeit in der eigenen Wohnung kommissioniert. Um ihre Produkte zu präsentieren, besuchten Melitta und Hugo Bentz selbst zahllose Haushaltsgeschäfte, Kaufhäuser, Messen und Ausstellungen und präsentierten dem Publikum live die Handhabung und die Vorteile des Filters. Auch ihre drei Kinder wurden früh eingebunden: Sie verteilten Prospekte, fuhren Waren aus und halfen in der Produktion.

Der Alltag der Familie begann normalerweise um 5 Uhr und endete meistens – auch am Wochenende – nicht vor 24 Uhr. Neben der Führung des Unternehmens war Melitta Bentz auch für den Haushalt und die Erziehung der Kinder zuständig. Erst nach dem 1. Weltkrieg war genügend Geld für eine erste Haushaltshilfe da. Und auch erst
dann konnten ausreichend Mitarbeitende für die Produktion eingestellt werden, so dass sich das Ehepaar Bentz aus der Produktion weitgehend zurückziehen konnte.

Das soziale Gewissen des Unternehmens

Im Mittelpunkt ihres Denkens und Handelns stand aber nicht nur der Erfolg des Unternehmens und das Wohlergehen ihrer Familie. Melitta Bentz empfand auch eine enge Verbindung zu den Mitarbeitenden. Ihre Rechte und Bedürfnisse lagen ihr am Herzen und so setzte sie sich stets für das Miteinander und für eine enge Zusammengehörigkeit im Betrieb ein.

Die Beschäftigten erhielten seit den 30er Jahren weit über dem Branchendurchschnitt liegende Gehälter und Urlaubstage. Ausserdem vereinbarte sie für die damalige Zeit ungewöhnliche Sozialleistungen: Über den Fonds „Melitta Hilfe“ erhielten Mitarbeitende finanzielle Zuwendungen, wenn sich diese in besonderen Lebenssituationen befanden. Ausserdem wurde auf ihr Anraten eine eigene Betriebskrankenkasse gegründet, die den Mitarbeitenden vergünstigte Beiträge ermöglichte.

Die DNA der Melitta Gruppe

Die aussergewöhnliche Persönlichkeit von Melitta Bentz prägt bis heute die Kultur und das Miteinander in der Melitta Gruppe. Ihr Ideenreichtum, ihre Tatkraft und ihr unternehmerisches Denken stecken in der DNA des Unternehmens. Insbesondere ihr Inventor’s Heart und das von ihr stets geförderte Zusammengehörigkeitsgefühl im Sinne eines Joint Impact machen die Melitta Gruppe bis heute aus und sind Stärke und Fundament für die Zukunft.